Das sogenannte Sofortversorgungskonzept All-on-4 ist mittlerweile vielen Patienten vertraut, die sich mit Zahnverlust und festsitzenden Zahnersatz auf Implantaten auseinandersetzen. Dabei werden pro Kiefer 4 spezielle Implantate eingesetzt, die sofort nach dem Implantat-Eingriff mit einer festsitzenden Prothese verschraubt werden.
Aber wann macht es Sinn, die Prothese auf 6 Implantaten zu verankern (All-on-6)? Gibt es auch Fälle, bei denen es 8 Implantate sein sollten (All-on-8)?
Was bedeutet All-on-6?
"All-on-6" bedeutet kurz zusammengefasst, dass ein zahnloser Kiefer 6 Implantate erhält und darauf eine Prothese fest verschraubt wird.In vielen Fällen reicht es aus, die Prothese auf 4 Implantaten zu befestigen. Denn die Knochenverhältnisse sind häufig gut genug: Es ist genug Kieferknochen in akzeptabler Dichte vorhanden, um den Implantaten einen sicheren Halt zu bieten.
Sind die Knochenverhältnisse nicht ideal und soll kein vorgelagerter Knochenaufbau erfolgen, kann es aber durchaus notwendig sein, 6 Implantate zu setzen. Bei sehr schlechten Knochenverhältnissen und starkem Knochenverlust (Kieferknochen-Atrophie) nutzen wir zudem längere Zygoma- oder Pterygoid-Implantate, die eine Verankerung in alternativen Knochenareale wie dem Jochbein erlauben. Hier setzen wir entweder 4 oder 6 Implantate – je nach Ausganssituation.
Ein weiteres Kennzeichen aller „All-on“ Behandlung ist zudem die Sofortversorgung der Implantate mit festem Zahnersatz. Lange Einheilzeiten ohne Zähne oder mit losen Provisorien entfallen dabei grundsätzlich!
Gut zu wissen:
Der Oberkiefer ist von seiner Struktur her etwas weicher als der Unterkiefer. Eine Abweichung von den klassischen All-on-4 Implantaten ist darum tendenziell eher im Oberkiefer notwendig. Hier wird entweder die Anzahl der Implantate erhöht oder wir verwenden 2-4 Zygoma- bzw. zusätzlich 2 Pterygoid-Implantate.
All-on-8 in der Implantologie
Früher setzte man mitunter 8 -12 Implantate, ließ die Implantate mindestens ein halbes Jahr einheilen, um dann darauf eine Vollprothese zu befestigen. Dieses Konzept ist mittlerweile allerdings veraltet und wird von uns kaum durchgeführt. Die moderne Implantologie setzt mit den All-on-4 oder All-on-6 Behandlungskonzepten wenig invasiven Methoden (so wenig Implantate wie nötig!) um, die dennoch festsitzenden Zahnersatz ermöglichen. Und dies ohne lange Einheilzeiten und somit mit einer sehr patientenfreundlichen, kurzen Behandlungsdauer. Wir setzen grundsätzlich so wenige Implantate wie möglich, damit der Eingriff möglichst schonend ist.
Darum nutzen wir All-on-8 nur in Ausnahmefällen. Etwa bei Patienten, die sehr schlechte Knochenverhältnisse mitbringen und Spezialimplantate ablehnen. Eine Indikation für „All-on-8“ ist auch der Wunsch, den Bereich der Weisheitszähne mit Zahnersatz zu versorgen. In den meisten Fällen können wir unseren Patienten jedoch die schonendere Versorgung mit 4 bis 6 Implantaten oder Spezialimplantaten bieten.
Zusammenfassend gibt es also folgende Indikationen für All-on-4, All-on-6 und All-on-8:
Gute Knochenverhältnisse: All-on-4-Implantate
Mittlere Knochenverhältnisse: All-on-6-Implantate
Schlechte Knochenverhältnisse: All-on-4 oder All-on-6 ganz oder teilweise mit Spezialimplantaten; All-on-8 bei Verzicht auf Spezialimplantate
Voraussetzungen für All-on-6
Nicht immer können 6 Implantaten direkt eingesetzt werden. Patienten müssen einige Voraussetzungen erfüllen, damit sie lange Zeit Freude an ihren Implantaten haben. Hierzu zählen:
Ein bereits zahnloser Kiefer oder nicht mehr erhaltungswürdige Zähne
Der Mundraum ist frei von Entzündungen (ggfls. Parodontitis-Vorbehandlung)
Ausreichend Knochenmaterial für einen festen Halt der Implantate
Eine gute allgemeine Gesundheit
Gut eingestellte Erkrankungen wie Diabetes, Osteoporose, etc.
Wille zur regelmäßigen Mundhygiene